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Prickelndes Energiemanagement

Weniger Abfall, sinkender Wasserverbrauch, geringere Emissionen.

Nachhaltigkeit

06.05.2020

Lesezeit 9 Min

Siemens

Mit einem Energiemanagementsystem kann das Coca-Cola-Werk im österreichischen Edelstal den Verbrauch von Ressourcen und Energie detailliert analysieren. So soll der CO2-Fußabdruck noch kleiner werden.

Weltbekannte Getränkemarken in hoher Qualität und entsprechend der Nachfrage auf dem Markt abzufüllen, ist vorrangiges Ziel der Coca‑Cola HBC Österreich. „Genauso wichtig ist es uns, dass wir verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen und unsere Produkte so umweltschonend und CO2-effizient wie möglich produzieren“, sagt Umweltmanagerin Theresa Fleischberger.

Theresa Fleischberger, Umweltmanagerin bei Coca‑Cola HBC Österreich© Siemens
Theresa Fleischberger, Umweltmanagerin bei Coca‑Cola HBC Österreich (Copyright: Siemens)

Um den Verbrauch an Ressourcen wie Wasser und Energie zu senken, hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren viel investiert – unter anderem in neue Maschinen und Anlagen, wie eine moderne High-Speed-Linie. Diese Linie füllt 45.000 Glasflaschen pro Stunde ab, das sind mehr als zwölf Flaschen pro Sekunde.

Eine der schnellsten Abfüllanlagen weltweit

Dabei ist sie nicht nur eine der schnellsten Linien weltweit, sondern arbeitet dabei ausgesprochen energieeffizient. Durch die modernen Linien und den verstärkten Einsatz von Luft zur Reinigung der Flaschen vor der Abfüllung, konnte der Wasserverbrauch der Produktion deutlich reduziert werden.

Darüber hinaus wurde bereits der erste Hochdruckkompressor für die Blasformmaschinen in den PET-Linien erneuert. Der neue Kompressor verbraucht je nach Betriebszustand und Auslastung zwischen fünf und acht Prozent weniger Strom, sagt Maintenance Specialist Martin Surda.

Martin Surda, Maintenance Specialist, Coca‑Cola HBC Österreich© Siemens
Martin Surda, Maintenance Specialist, Coca‑Cola HBC Österreich (Copyright: Siemens)

Erneuerbare Energiequellen

Der Strom für die Versorgung der Anlagen kommt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Somit haben die Einsparungen zwar keinen zusätzlichen Effekt auf den CO2-Fußabdruck, wie Fleischberger erklärt. „Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass wir unsere Energieeffizienz laufend verbessern.“

Dies geschieht zum einen aus Kostengründen, denn die Preise für Strom und andere Energieträger steigen kontinuierlich. Zum anderen verbraucht das Werk nicht nur Strom, sondern auch Erdgas, sodass sich Einsparungen im Gesamt-Energieverbrauch auch in der Kohlenstoffbilanz niederschlagen.

Energieverbrauch der Linien analysiert

Mit einem eigenen Energiemonitoring-System verfolgt Coca‑Cola HBC Österreich in Edelstal schon seit einiger Zeit den Erfolg seiner Energiesparmaßnahmen. Dieses System erfasste Produktions- und Verbrauchsdaten und ermöglichte es, den Energieverbrauch der einzelnen Linien zu analysieren und zu vergleichen. Jedoch war es nach Ansicht von Martin Surda in seinen Möglichkeiten sehr eingeschränkt.

Zur Visualisierung der Produktionsdaten wird im Coca-Cola-Werk in Edelstal das Simatic WinCC V7 System von Siemens eingesetzt. Für das Energiemanagement kam folglich Simatic Energy Manager Pro infrage. „Insbesondere die Flexibilität und Skalierbarkeit der Lösung haben uns überzeugt“, sagt Martin Surda.

Neues Energiemanagementsystem

Und so wurde das Energiemanagement in Edelstal in nur zwei Monaten auf das neue System umgestellt, inklusive der Einbindung der zahlreichen Verbraucher, die über Sentron PAC Energiemessgeräte erfasst werden.

Die Verbrauchsdaten werden über ein Simatic ET 200S System gesammelt und dann an den Simatic Energy Manager Pro übergeben. Dabei sind neben den Messgeräten für die elektrische Energie auch Durchflussmessgeräte für die Erfassung des Wasserverbrauchs in das System integriert.

Energiemanagement in Eigenregie

Die Mitarbeiter in Edelstal können sich im Simatic Energy Manager Pro mit wenig Aufwand eigene Dashboards erstellen und Kennzahlen detailliert analysieren und verfolgen© Siemens
Die Mitarbeiter in Edelstal können sich im Simatic Energy Manager Pro mit wenig Aufwand eigene Dashboards erstellen und Kennzahlen detailliert analysieren und verfolgen (Copyright: Siemens)

Report in maximal einer Stunde

Dabei lassen sich auch neue Analysen und Dashboards jederzeit mit wenig Aufwand erstellen, sagt Surda. „Einen neuen Report erstellen wir jetzt innerhalb von maximal einer Stunde. Früher haben wir dazu einen Auftrag an den externen Programmierer geben müssen, sodass Änderungen eine Woche oder manchmal noch länger gedauert haben. Jetzt können wir alles selbst erledigen.“

Ein weiterer Vorteil des Simatic Energy Manager Pro ist, dass sich die Anwender die Daten außerdem über einen Webclient ansehen können, wovon auch Theresa Fleischberger profitiert, die einen Großteil der Woche in Wien arbeitet.

Gesteigertes Umweltbewusstsein

Auch die Mitarbeiter in der Produktion können sich jetzt über den aktuellen Energieverbrauch informieren. „Das schafft ein breites Bewusstsein für das Thema. Jeder Mitarbeiter kann damit einen Beitrag für mehr Energieeffizienz leisten und sieht den Erfolg in den Zahlen“, sagt Fleischberger. „Außerdem haben wir jetzt erheblich detailliertere Zahlen zur Verfügung. Wir können Verbrauch und Kosten exakt jeder einzelnen Linie und jedem einzelnen Produkt zuordnen. Diese Transparenz ist für mich ein wichtiger Vorteil des neuen Systems.“

Alle Maßnahmen zusammen haben dazu beigetragen, dass Coca‑Cola HBC Österreich seine CO2-Emissionen in Edelstal im Jahr 2019 auf 17,5 g pro Liter produziertem Getränk verringern konnte, 50 Prozent weniger als noch 2010.

Rechtzeitige Wartung der Systeme ermöglichen

Zudem plant Martin Surda , die Informationen aus Simatic Energy Manager Pro dazu nutzen, um die Instandhaltung der Anlagen zu verbessern und Energieverluste zu vermeiden. „Unter anderem wollen wir aus den Durchflusswerten und dem Energieverbrauch im Druckluftnetz ableiten, wann sich Leckage oder andere Probleme anbahnen. Dann können wir die Systeme rechtzeitig und kosten- und ressourcenschonend warten.“

Darüber hinaus steht in Edelstal bereits die erste Erweiterung des Energy Mangers an: Im Jahr 2020 werden auch die sechs Hochdruck-Kompressoren im Druckluftnetz in das System integriert. Diese Kompressoren erzeugen Druckluft mit 36 bar, die zum Formen der PET-Flaschen aus den Rohlingen eingesetzt wird.

„Dann können wir die Prozesse so optimieren, dass wir weniger Energie verbrauchen, zum Beispiel, indem wir die Wartezeiten in den Maschinen verringern und die Kompressoren besser auf den Bedarf abstimmen. Da diese sechs Aggregate rund 20 Prozent unseres Stromverbrauchs verursachen, sind die Einsparmöglichkeiten enorm“, sagt Surda.

Die Produktion der PET-Flaschen ist einer der Verbrauchsschwerpunkte© Siemens
Die Produktion der PET-Flaschen ist einer der Verbrauchsschwerpunkte (Copyright: Siemens)

Ressourcen-Effizienz soll sich weiter steigern

Weitere Informationen:
Coca-Cola HBC Österreich produziert am Standort Edelstal auf einer Fläche von 355.000 Quadratmetern den überwiegenden Teil der von Coca‑Cola in Österreich verkauften Getränke. Auf zehn Produktionslinien füllt das Werk Flaschen mit Produkten der weltweit bekannten Marken Coca‑Cola, Fanta oder Sprite ab, jeweils in verschiedenen Größen und Packungen aus Glas oder PET. Auch Römerquelle Mineralwasser wird in dem Werk abgefüllt, ebenfalls in verschiedenen Größen und Sorten.

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